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Radiozukunft braucht Verlässlichkeit:
Digitale Migration erfolgreich abschliessen

Nein zur Motion 25.3950 | Information Ständerat | Bern, 19.11.2025

Grundlagen

Wichtige Links & Dokumente

Erreichte Ziele

1. Digitalisierung: Die Migration ist ein Erfolg

Der Plan zur digitalen Migration , den der Bundesrat 2014 skizziert hat, ist aufgegangen. Heute wird Radio in der Schweiz mindestens zu 87 Prozent digital gehört – eine Erfolgsgeschichte. Überall im Land kann eine nie dagewesene Vielfalt an Programmen empfangen werden, in guter Qualität, auf jedem Berggipfel und in jedem Tunnel.

Anstelle von 43 UKW-Sendern mit lokaler Verbreitung und wenig Vielfalt im Musikprogramm ist auf DAB+ und im Internet eine lebendige und wachsende Radiolandschaft entstanden. Anbieter für jeden Geschmack – von Klassik bis Volksmusik, von Dance bis Jazz, von Religion und Kultur über Sport bis Politik – haben sich neben Spotify behauptet. Und mit digitalen Formaten wie SRF 4 News erreicht auch die SRG ein neues Publikum.

2. Zukunftsfähigkeit: Die Schweiz soll nach vorne schauen – nicht zurück

DAB+ ist europaweit der Neuwagen-Standard, Gerätehersteller, Autoindustrie und Regulierer richten sich danach. Innovation findet auf DAB+ und IP statt, UKW verliert rundum an Bedeutung. Ein Festhalten an UKW bedeutet: Sonderweg, höhere Kosten, wenig Zukunft. Die Schweiz ist Technologie-Vorreiter und exportiert DAB+ - Infrastruktur u.a. nach England, Frankreich, Deutschland.

3. Nur DAB+ ermöglicht landesweite Versorgung

DAB+ versorgt 99,8 % der Bevölkerung mit stabiler Qualität und vielen zusätzlichen Programmen. Die anfänglichen Empfangslücken von DAB+ gegenüber UKW sind heute behoben. Dies gilt vor allem auch für die Tunnelversorgung, wo DAB+ die früheren UKW-Sender komplett abgelöst hat. Weitere Füllsender können bei Bedarf mit wenig Aufwand installiert werden.

4. Versorgung: UKW ist längst ein Rumpfnetz

Nicht nur die SRG hat ihre rund 2000 UKW-Sender abgeschaltet. Auch zahlreiche Privatradios haben ausserhalb der Städte – besonders in Bergregionen wie Glarus, Graubünden, Nid- und Obwalden sowie im Baselland – UKW eingstellt. Die eigentlichen «Funklöcher» gibt es heute deshalb bei UKW, nicht bei DAB+. Fazit: Der Versorgungsausfall bei UKW in Berg- und Landgebieten ist heute viel grösser als die Zahl der Autos ohne DAB+-Radio.

5. Das Notfallradio läuft über ein separates Netz der armasuisse – nicht über private UKW-Sender

Seit Jahrzehnten besteht mit dem IBBK Notfallradio (System zur Information der Bevölkerung durch den Bund in Krisenlagen) ein separates und relativ teures System mit teilweise geschützten Sendemasten, um auch in Schutzräumen die Bevölkerung über UKW mit einem Sonderprogramm zu erreichen. Da DAB+-Radios auch für UKW-Empfang ausgerüstet sind, bleibt es funktional und hat mit der Bewirtschaftung der UKW-Frequenzen für Radios in Friedenszeiten nichts zu tun.

6. Alarmierung & Sicherheit: Multikanalstrategie – DAB+ ist Teil davon

Für die Information in Krisenlagen setzt der Bund künftig auf Sirenen, die Alertswiss-App, Cell Broadcast und DAB+ ( Multikanalstrategie des Bundes (BABS) ). Die Digitalisierung eröffnet neue Möglichkeiten: Immer mehr DAB Empfänger verfügen über eine Weckfunktion und ab 2027 sind auf DAB+ zusätzlich Text- und Bildwarnungen möglich. Im Gegensatz zum IBBK kann diese Alarmierung über DAB+ auch in kleineren Regionen mit wenig technischen Aufwand realisiert werden. Nota bene: Als das ASTRA Anfang 2025 UKW in allen Tunneln abschaltete, zeigte sich klar: kein Sicherheitsrisiko, kein Chaos – das System funktioniert.

7. Wettbewerb & Medienvielfalt: UKW schützt alte Privilegien – nicht den Medienplatz Schweiz

Die digitalen Verbreitungswege bieten genügend Kapazität, die staatliche Regulierung entfällt. Hingegen sind UKW-Frequenzen knapp und müssen deshalb reguliert werden. Doch als zusätzlicher Verbreitungsvektor verschafft UKW den Programmen, denen dieses Privileg eingeräumt wird, einen Marktvorteil. Die Vielfalt, die heute existiert gibt es wegen DAB+ und Internet, nicht wegen UKW. Wer UKW verlängert, zementiert Marktabschottung und blockiert Vielfalt.

8. UKW-Abschaltung wird Privatradios weniger stark treffen als behauptet

Lokalradios verlieren durch die UKW-Abschaltung kaum Reichweite, weil sie im Gegensatz zur SRG nie über eine schweizweite UKW-Versorgung verfügten und ihre ländlichen UKW-Sender längst ausser Betrieb genommen haben. Wer heute noch UKW hört, steigt auf DAB+ um – so sicher wie der Winterreifenwechsel beim ersten Schneefall. Darum wird der Effekt einer UKW-Abschaltung bei den privaten Lokalradios real deutlich kleiner ausfallen, als es jetzt behauptet wird.

9. Rechtsstaatlichkeit: Vereinbarungen gelten – auch wenn es unbequem wird

Die Branche hat 2014 und 2020 schriftlich vereinbart und mit Unterschriften gegenseitig bezeugt , UKW abzuschalten, sobald die Mehrheit digital hört. Dieses Ziel ist erreicht. UKW-Konzessionen sind befristet, Widerrufsklauseln klar geregelt, und 84 Mio. CHF Fördergelder wurden genau für diesen Übergang eingesetzt.

Eine Verlängerung verletzt rechtsstaatliche Prinzipien . Wenn der Bund seine eigenen Regeln bricht, unterläuft er das Legalitätsprinzip. Er verletzt auch den Vertrauensschutz, da Radios, die in DAB+ investiert und UKW zurückgebaut haben, benachteiligt werden.

Daran ändert sich nichts, wenn anstelle einer Verlängerung eine Neuausschreibung von UKW erfolgt. Denn sie verhindert die Liberalisierung des Medienmarkts, weil höchstens eines von vier Radioprogrammen von einer zusätzlichen UKW-Verbreitung profitieren kann. Sie widerspricht ebenso der Branchenvereinbarung und macht die jahrelange Subventionierung zur Farce.

10. UKW ist nicht mehr kreditwürdig – das Problem ist ökonomisch, nicht politisch

Man könnte UKW jederzeit neu ausschreiben. Das Problem liegt jedoch nicht bei der Politik, sondern in der Ökonomie: UKW ist heute schlicht nicht mehr kreditwürdig. Rückläufige Nutzung, sinkende Werbeeinnahmen und der strukturelle Rückbau der UKW-Netze haben die Wirtschaftlichkeit massiv geschwächt. Kein tragfähiges Geschäftsmodell lässt sich mehr auf UKW aufbauen. DAB+ und digitale Verbreitung sind aus Sicht von Versorgung, Kosteneffizienz und Planungssicherheit längst die deutlich stärkeren, zukunftsfähigen Systeme.

11. Dem Volk wird nichts weggenommen, weil viel mehr geboten wird

Technologieumstellungen, die Digitalisierung von Diensten, Angebotsstraffungen, in allen Lebensbereichen finden solche Prozesse statt, und manches wird als Verlust empfunden. Die Frage ist deshalb nicht, was eingestellt, sondern welche Alternativen geboten werden. Diese sind mit DAB+ weit besser als das magere Angebot der Vergangenheit. Jetzt gilt es, die Mittel darauf zu konzentrieren und das Medium Radio mit DAB+ zu stärken und weiterzuentwickeln. Es ist wie mit den Winterreifen und dem ersten Schnee: Die Letzten werden erst dann auf DAB+ migrieren, wenn UKW ausser Betrieb gestellt worden ist.

12. Liberalisierung des Radio- und Fernsehmarktes in der Schweiz

Liberalisierung seit 2007: Abschaffung der Konzessionspflicht

Die Liberalisierung von Radio und Fernsehen in der Schweiz wurde mit dem neuen Radio- und Fernsehgesetz (RTVG) im Jahr 2007 umgesetzt. Dieses Gesetz hat die Konzessionen für die meisten privaten Veranstalter abgeschafft und durch eine einfache Meldepflicht ersetzt.

Nur die SRG und Veranstalter mit einem öffentlichen Leistungsauftrag – beispielsweise Lokalradios und Regionalfernsehen – benötigen weiterhin eine Konzession.

UKW war über Jahrzehnte stark reguliert, weil es schlicht zu wenige Frequenzen gab. Erst die Liberalisierung des RTVG eröffnete digitale Kapazitäten, hob die Konzessionspflicht auf und ermöglichte echten Wettbewerb. Viele neue Programme konnten überhaupt erst entstehen – dank DAB+ und Internet.

Warum eine erneute UKW-Verlängerung das Gegenteil von Marktliberalisierung wäre

Eine Verlängerung der UKW-Verbreitung wäre ein staatlicher Eingriff zugunsten weniger alter Konzessionsinhaber, deren UKW-Lizenzen 2008 befristet vergeben wurden.

Planungssicherheit und Investitionen würden ausgerechnet bei jenen Anbietern entwertet, die die Regeln ernst genommen, in DAB+ investiert und sich unternehmerisch auf die Digitalisierung vorbereitet haben.

Wer UKW jetzt verlängert, schützt veraltete Privilegien und bestraft die Innovativen – das wäre ordnungspolitisch das falsche Signal und widerspricht der liberalen Medienmarktpolitik der Schweiz.

Faktencheck zur UKW-Abschaltung

Falschaussage Nr. 1: «Bei der UKW-Abschaltung wandern die Hörer ins Ausland ab.»

Fakten:

Situation in der Romandie:

In der Westschweiz hören 1,2 Millionen Menschen täglich Radio. Über 87 % des Publikums hört Schweizer Radios. Nach der UKW-Abschaltung der SRG erhielten französische Sender rund 30 000 zusätzliche Hörer. Das entspricht weniger als 3 %. Warum sollte die Welt nun untergehen, wenn auch die Privatradios die Migration abschliessen, die viel weniger Marktanteil als die SRG haben (35 %)?

Situation im Tessin:

Im der Südschweiz hören 247’000 Personen täglich Radio, über 92 % des Publikums bei Schweizer Sender. Nach der UKW-Abschaltung der SRG haben italienische Sender rund 7’000 zusätzliche Hörer, das entspricht rund 3%, hinzu gewonnen. Auch hier bricht nichts zusammen. Im Tessin haben die Schweizer Privatradios sogar nur einen Marktanteil von 33% (SRG: 59%).

Radio ist ein lokales Medium. Wer behauptet, die Schweizer Bevölkerung werde massenhaft französisches oder deutsches Radio hören, sagt eigentlich: „Unser Produkt ist nicht gut genug.“

Zitat Florian Wanner, CH Media (TA 19.4.2021):
„Die Leute wollen ihre altbekannten Lokalsender mit lokalen Stimmen und Nachrichten weiter hören. Bevor sie auf einen deutschen Sender umsteigen, kaufen sie für hundert Franken ein DAB-fähiges Radio.“

Falschaussage Nr. 2: «Die Sicherheit der Bevölkerung sei ohne UKW nicht mehr gewährleistet»

Fakten:

Das ist sachlich falsch.

Seit Jahrzehnten besteht mit dem IBBK (System zur Information der Bevölkerung durch den Bund in Krisenlagen) ein separates und relativ teures System mit teilweise geschützten Sendemasten, um auch in Schutzräumen die Bevölkerung über UKW mit einem Sonderprogramm zu erreichen. Da DAB+-Radioempfänger auch mit UKW-Empfang ausgerüstet sind, bleibt das IBBK bestehen. Dieses Netz ist technisch vollständig von den privaten Radiostationen getrennt. Es gibt keinen Zusammenhang – und deshalb keine Gefahr und kein Risiko.

Falschaussage Nr. 3: «Die SRG hat durch die Abschaltung bis zu 49 % ihrer Reichweite verloren – wenn das den privaten passiert ist Lichterlöschen angesagt.»

Fakten:

Die SRG hat gruppenweit ~14 % verloren – nicht 49 %. Und das ist vor allem Hörerwanderung, nicht Verlust. Digitale Programme der SRG haben sogar zugenommen.

Interessant: Der Rückgang bei den SRG-Hörerzahlen begann bereits VOR der UKW-Abschaltung.

Das Beispiel „49 % Verlust“ betrifft ausschliesslich Couleur 3 – einen Sender, der bereits vor der Abschaltung stark verloren hat, weil 2023 das Programmkonzept geändert wurde.

Internationale Erfahrung:

In Norwegen gab es nach der UKW-Abschaltung ~15 % Rückgang, nach 2 Jahren war das Hören nahe am Vorniveau. Die Hördauer stieg, die Vielfalt explodierte. Es war ein Übergang, nicht ein Untergang.

UKW-Abschaltung wird Privatradios weniger stark treffen als behauptet:

Die UKW-Abschaltung durch die SRG verschaffte den Privaten einen Reichweitengewinn: Einerseits, weil ein Teil des Publikums noch UKW hört, andererseits, weil die SRG auf DAB+ beim Publikum, das umgestellt hat, viel mehr Konkurrenz hat. Da die Privaten nur eine lokale UKW-Verbreitung haben (die sie in den letzten Jahren sogar zurückgebaut haben), werden ihre Verluste - wenn überhaupt - deutlich geringer ausfallen als bei der SRG.

Für die Schweizer Privatradios gibt es keinerlei Beleg, dass sie wie die SRG verlieren würden. Der stärkste Effekt trifft immer den Ersten, nicht die Nach-folgenden.

Und grundsätzlich: Es ist nicht Aufgabe des Staates, privaten Unternehmen Reichweiten und Werbeeinnahmen zu garantieren.

Die Drohung „Wir müssen Stellen abbauen!“ hört man seit 10 Jahren – mal wegen Google, mal wegen UKW. Und wo ist die Garantie der UKW-Radios, dass sie bei einer Verlängerung KEINE Stellen abbauen?

Falschaussage Nr. 4: «Die Digitalisierung des Radios ist gescheitert.» (Zitat R. Schawinski)

Fakten:

Das ist die absurdeste Aussage in der ganzen Debatte. Die Verbreitung über DAB+ hat in der Schweiz eine nie dagewesene Programmvielfalt und eine insgesamt stark verbesserte terrestrische Versorgung beschert. Und dies zu deutlich tieferen Kosten für die Radios als eine ebenbürtige UKW-Verbreitung.

Alle neuen Programme in der Schweiz sind DAB-only-Radios.

87% aller gehörten Radiominuten in der Schweiz sind digital (DigiMig-Studie 2025). Nur noch 7% des Publikums hört ausschliesslich über UKW.

Falschaussage Nr. 5: «Im Auto hören die meisten Leute immer noch UKW.»

Fakten:

Nur 13% der gesamten Radionutzung findet im Auto statt. Davon wiederum:

  • 75% digital,
  • 25% UKW.

Es geht also um 3% der Radionutzung über UKW in älteren Autos.

Die Schweiz hat eine der modernsten Autoflotten Europas. Ø-Alter: ~10 Jahre. Seit 2020 haben alle EU-Neuwagen DAB-Pflicht.

Reality-Check AutoScout24 (05.11.2025):

Von 150’000 gelisteten Occasionsautos:

  • 100’000 mit DAB (d.h. 67%)
  • 94’000 Bluetooth,
  • 66’000 CarPlay,
  • 64’000 Android Auto.

Bei Occasionsfahrzeugen mit Alter bis zu 10 Jahren:

114’000 Autos – 96’000 davon mit DAB (d.h. 84%).

Das ist kein Versorgungsproblem. Das ist Nostalgie. Ein DAB-Adapter kostet soviel wie eine Tankfüllung.

Wichtig: Der Radiokonsum im Auto wird in der Debatte ohnehin massiv überschätzt. Der grösste Teil der Radionutzung findet zu Hause statt (61%). Und gerade dort braucht es nicht einmal ein zusätzliches Gerät: Wer ein TV-Gerät hat, kann darüber problemlos alle Digitalradios empfangen. Ein separater Adapter ist gar nicht nötig.

Falschaussage Nr. 6: «Die Privatradios wollen an UKW festhalten»

Fakten:

Alle (UKW-)Privatradios der Schweiz sichern ihre Verbreitung über DAB+.

Kein Radio hat über UKW eine bessere Abdeckung als über DAB+.

Die Privatradios haben von der Abschaltung von UKW durch die SRG mit einem Hörerzuwachs profitiert.

Radio 1 (CEO: Roger Schawinski) hat 7 von 10 UKW-Sendern teilweise schon vor Jahren abgeschaltet, sowie alle 28 Tunnelversorgungen über UKW. Andere Radios haben ebenfalls einen Teil ihrer UKW-Sender bereits abgeschaltet.

Wenn von einem Weiterbetrieb von UKW gesprochen wird, dann handelt es sich um eine Rumpfversorgung an den lohnendsten Standorten – periphere Orte werden abgehängt.

Falschaussage Nr. 7: «Seit 2014 habe sich die Situation geändert – deshalb müsse der Ausstieg verschoben werden.»

Fakten:

2014 wurde festgehalten: UKW wird abgeschaltet, wenn die Mehrheit digital hört – dieses Ziel ist längst erfüllt. Vor der Feststellung, dass auch nach langer Zeit ein kleiner Anteil der Nutzung immer noch über UKW stattfinden wird, wenn keine Abschaltung erfolgt, haben die Privatradios die Augen verschlossen, und halten sie weiterhin geschlossen.

Die Branche hat die UKW-Abschaltung nicht nur 2014 beschlossen – sie hat sie 2020 nochmals bestätigt. Das war ein freiwilliges, gemeinsames Commitment.

Wer heute behauptet, die Lage habe sich „fundamental geändert“, muss erklären, warum dieselben Akteure 2020 ohne jeden Vorbehalt eine Branchenvereinbarung unterschrieben haben.

Dazu kommt:

  • UKW-Konzessionen wurden 2008 vergeben,
  • 2019 und 2024 ohne Ausschreibung verlängert, immer mit Hinweis: 2026 ist definitiv Schluss.

84 Mio. CHF Fördergelder wurden genau für diese Digitalisierung gesprochen.

Wer die Gelder angenommen hat und jetzt sagt: «Wir bleiben trotzdem auf UKW», handelt unredlich.

Falschaussage Nr. 8: «Da gibt es ein paar kleine Radios, die weder Hörer noch Hörerzahlen haben. Niemand hört diese DAB Radios…»

Fakten:

Klarstellung: Nicht ausgewiesen heisst nicht, nicht gehört.

Viele Digitalradios erscheinen in den offiziellen Mediapulse-Semesterdaten gar nicht, obwohl sie ein wachsendes Publikum haben.

Dazu gehören etwa my105, Rundfunk.FM, GDS.FM, Open Broadcast Radio, Radio Tell, Radio Italia und viele weitere, die über Streaming beachtliche Reichweiten erzielen.

Beispiel: Open Broadcast Radio aus Zürich verzeichnet seit dem 1. Januar 2025 ein Plus von 15% bei der Reichweite und 30% bei der Gesamthördauer (Streamingdaten des Senders).

Diese Zahlen zeigen: DAB+ und Streaming bringen neue Player und Zielgruppen ins Radio zurück – und beleben den Markt.

Die grossen Sender hatten ihre Chance, die neuen brauchen sie jetzt.

Falschaussage Nr. 9: «Kein anderes Land in Europa plant den UKW-Ausstieg.»

Nationaler Ausstieg beschlossen / vollzogen

  • Norwegen – nationaler UKW-Switch-off 2017, lokale Stationen bis 2027.
  • Schweiz – Plan: SRG 2024, restliche Sender bis 2026.

Zeitfenster offiziell genannt

  • Niederlande – 2027–2032
  • Belgien (Flandern) – 2028–2031
  • Polen – 2026–2030

Ausstieg beabsichtigt

  • Moldau
  • Italien (DAB-Roadmap, Digital-Pflichtgeräte)
  • Frankreich (Szenario ca. 2033, noch nicht fixiert)

Regionale / Teil-Pläne

  • Deutschland – erste UKW-Abschaltungen v. a. in Schleswig-Holstein, Ziel ca. 2031 dort
  • UK – kein Ausstieg vor 2030, danach erneute Prüfung
Falschaussage Nr. 10: «1,8 Mio. Autos sind ohne DAB+ Radio.»

Fakt: Bei den Autos ohne DAB+ wird systematisch übertrieben. Reale, konsolidierte Zahlen von BFS, ASTRA, auto-schweiz und Sotomo ergeben 975'056 durch Radiohörer genutzte Fahrzeuge ohne DAB+ – und nicht 1,8 Millionen, wie gerne behauptet wird.

Diese Zahl wirkt dramatisch, wenn man so tut, als würde Radio fast ausschliesslich im Auto genutzt. Das entspricht nicht der Realität der Radionutzung in der Schweiz:

  • 61 % der Radionutzung findet zu Hause statt
  • 19 % am Arbeitsplatz
  • 13 % im Auto
  • 7 % beim Sport oder an anderen Orten

Das erklärt auch, warum es weder beim BAKOM, noch bei der SRG, noch bei UKW-Abschaltungen von Privatradios in ländlichen und alpinen Regionen oder bei der Helpline dabplus.ch nennenswerte Beschwerden gab.

Die Rückmeldungen waren überall dieselben: Die Leute wollten wissen, was sie jetzt tun müssen. Es handelt sich um ein Informationsproblem – nicht um ein Akzeptanzproblem.

Für die Werbewirtschaft sind zudem nicht die Anzahl Fahrzeuge ohne DAB+ entscheidend, sondern Hördauer und Marktanteile. Radiowerbung wird in Sekundenpreisen verkauft, die sich aus der kumulierten Hördauer ergeben – nicht aus Zulassungsstatistiken.